Club-Fitting oder Schläger von der Stange?
Wenn ich meine Golfschläger als Vintage bezeichne, ist das eine liebevolle Untertreibung. Mein Twoball-Putter von Odyssey „wohnt“ schon mehr als zwei Jahrzehnte in meinem Bag, zwei Hölzer tun ihre Dienste auch schon über 15 Jahre, das Eisenset ist gut abgespielt. Zeit also, über einen Schlägerkauf nachzudenken. Aber bei dem Angebot an neuen Schlägern, der vielen Marken und blumigen Versprechungen der Hersteller blickt kaum einer richtig durch. Und was zu einem passt, ist davon abgesehen individuell. Jeder Spieler hat unterschiedliche Bedürfnisse, Vorlieben und Wünsche. Also, was tun? Einfache Antwort: ich buche einen Club-Fitting-Termin. Im Schnitt kostet ein Fitting 50 bis 120 Euro und wird meist beim Kauf eines Equipments angerechnet. Ich finde, das ist eine Investition, die sich – hoffentlich – in Form eines besseren Spiels und mehr Spaß auf dem Platz auszahlt. Und zwar nicht nur für gute Amateure oder Profis: die größten Verbesserungen werden bei mittleren und hohen Handicaps erzielt.
Club-Fitting: Technologie ist Trumpf
Technologie und Digitalisierung schreiten dabei immer weiter voran. Man schlägt meist auf eine Leinwand oder ein Netz, Radar- und Kamerasysteme zeichnen den eigenen Ballflug dann detailgetreu auf und spielen die Daten in Echtzeit ein. Dazu kommen verschiedene Perspektiven, die den Schwung – und in Folge den passenden Schläger – identifizieren.
Ich habe einen Termin im Golfhouse in Salzburg. Der Laden ist bestens sortiert und bietet immer gute Beratung. Geschäftsführer Christoph Taferner begrüßt mich freundlich und bittet in die Test-Ecke. Am Boden liegt natürlich die Matte, der Launch Monitor ist bereits eingeschaltet. Ich sehe schon alle möglichen Werte, die gleich gemesssen werden: Schlagwinkel, Ballgeschwindigkeit, Spin-Rate, Weite, Angle of Attack. Wir unterhalten uns kurz über mein Spiel und wo im allgemeinen meine Probleme liegen. Meine Armlänge wird vermessen, ich sage meine präferierten Marken, und natürlich mein Handicap und wie alt die Schläger sind. Der Experte nimmt sie kurz in Augenschein, schaut sich auch die Griffdicke an. Dann drückt er mir mein eigenes Eisen 7 in die Hand und bittet mich, einige Schwünge zu machen.
Club-Fitting im „Golfhouse“: Schritt für Schritt
Los geht’s! Ich klopfe auf mein Eisen drauf. Die ersten zwei Schläge sind kurz, aber es kommen ohnehin nur die gut getroffenen Schläge in die Wertung. Auf Basis der Messdaten sieht er, wie gut mein Eisen bei mir funktioniert. Dann geht es an die eigentliche Arbeit: Verschiedene Köpfe verschiedener Marken, verschiedene Schäfte (Länge, Gewicht, Flexibilität) werden mir nach und nach in die Hand gedrückt. Dann wird das Lie (Winkel vom Schlägerkopf zum Schaft) um zwei, dann um ein Grad verstellt, und schon treffe ich die Bälle besser, weil nicht mehr so an der Spitze. Ohnehin sieht Christoph recht gut auf den ersten Blick, was bei mir im Schwung suboptimal ist.
Bei einem sinnvollen Fitting kommt es klarerweise auch auf die Dateninterpretation an. Denn die Technik alleine ist nicht alles. Wie so oft: Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine ist entscheidend. Equipment-Experte Christoph erklärt: „Die beste Messtechnik hilft nichts, wenn man die Ergebnisse nicht richtig interpretieren kann.“ Eigentlich einleuchtend.
Schlägerfitting: sinnvoll für jedes Golflevel
Wenn dann ein oder mehrere geeignete Varianten an Schlägern gefunden sind, werden die Werte aus der Analyse noch einmal final verglichen. Dann geht es idealerweise zur Entscheidung.
Mein Fazit: Ein Clubfitting kann sehr aufschlussreich sein. Man bekommt eine gute Ahnung, was einem liegt, wo und warum es beim Schwung hapern könnte und wie das richtige Equipment positiv unterstützen kann. Passend konfiguriert können moderne Golfschläger das individuelle Spiel auf ein neues Level heben. Vieles spricht also dafür, keine Schläger von der Stange zu kaufen, sondern zuerst zu checken, was zu einem passt.