GOLFSPORT IN DER STEIERMARK
Der Kampf um die Spitze ist wie überall im Profisport nicht leicht, aber ganz besonders gilt das für Golf. Einige verpatzte Schläge, den Putt vorbeigeschoben, den Cut nicht geschafft, ein paar missglückte Turnierauftritte und schon ist die Topposition in der Rangliste weg. Umso bemerkenswerter ist es, dass in Relation zu dem kleinen Land einige einheimische Profis es schaffen, sich international auf den wichtigsten Turnierserien zu behaupten. Besonders bemerkenswert auch, dass das Golfbusiness in Österreich von steirischer Power geprägt wird.
DER MARKTFÜHRER IM GOLFBUSINESS SITZT IN DER STEIERMARK
Nach dürreren Jahren boomt der Golfsport nicht zuletzt dank Corona wieder und die vielen Spielbegeisterten haben die Qual der Wahl. In Österreich gibt es aktuell 160 Golfplätze, allein in der Steiermark sind es 27. Die landschaftliche Einzigartigkeit macht die Region auch für den Golfsport attraktiv.
Speziell in der Südöstlichen Steiermark mit den sanft gewellten Hügellandschaften, malerischen Weinbergen und prächtigen Schlössern – diese einmalige Kulisse rund um die Plätze macht Golf hier zu einem Golf-Eldorado. Hinter dem Skisport und Wandern liegt Golf mittlerweile in seiner Bedeutung für den steirischen Tourismus auf Platz 3. Bereits 1962 war der erste 9-Loch-Platz Österreichs, der Murhof in Adriach bei Graz eröffnet worden. Heute ist es einer der ältesten und nobelsten Kurse Österreichs. Einer, wo nicht Hinz und Kunz abschlägt, sondern sich vornehmlich die Grazer Society ein Stelldichein gibt. Schließlich ist es nicht ganz billig, hier Mitglied zu werden.
MONEY MAKER UND FÖRDERER
Beim Business hinter dem Sport ist die Führungsposition hierzulande seit langem fix vergeben. Denn sozusagen ganz oben am „Leaderboard“ steht im Austro-Golf seit Jahrzehnten der steirische Graf Johannes Goess-Saurau, der aus der vom Vater übernommenen Golfanlage „Murhof“ ein verzweigtes Imperium geformt hat. Mittlerweile gehören insgesamt österreichweit und in Deutschland 23 Plätze zur Murhof-Gruppe. Eine beispiellose Erfolgsgeschichte mit dem Ursprung in der Steiermark.
Der steirische Adelsspross aus dem blaublütigen Zweig der Industriellendynastie der Mayr-Melnhofs treibt die strategische Ausweitung seines Imperiums stetig voran. Er investiert in Golfhotels, verkauft Ausrüstung, Profigolfer stehen auf seiner Payroll, er kauft und baut Plätze – Der erfolgreiche Groß-Unternehmer mischt überall mit. Einer der sich glücklich schätzt, den Murhof als Homebase zu haben, ist der Golfprofi und Wahlgrazer Lukas Nemecz.
LUKAS NEMESZ ETABLIERT SICH IN DER WELTELITE
Lukas Nemecz ist ehrgeizig. Sein Ziel: unter die Top 50 der Welt zu kommen und zu bleiben. Wenn er so weiter macht ist das durchaus realistisch. Seit Anfang 2022 ist er erfolgreich auf der DP World Tour unterwegs. Und es ging gleich gut los mit einem Karriere-Meilenstein. Platz Drei beim Turnier in den Emiraten. Anrufe, Nachrichten – das Handy klingelte ohne Unterlass. „Ich bin mega happy und auch stolz auf mich“, strahlte der Grazer nach seiner Top-Schlussrunde. Der Lohn für den Auftritt kann sich sehen lassen – Über 80.000 Euro streifte der 33-Jährige ein. Das bisher höchste Preisgeld seiner Karriere.
GIBT ES EIN REZEPT, UM SPITZENGOLFER ZU WERDEN?
Nein – Es gibt kein einzig wahres Rezept um ein Spitzengolfer zu sein, sagt Luki, so nennen ihn die ihn gut kennen. Zu einem Leben als Profigolfer gehört aber in jedem Fall eine gute Turnierplanung und eine gute Organisation im Hintergrund, auch hier greift er auf die Murhof Gruppe zurück. So organisiert das Reisebüro der Murhof Gruppe seine zahlreichen Flüge weltweit. Der Club in Graz ist seine golferische Heimat. Der 33-Jährige genießt die Stimmung wenn er hier trainiert und zieht daraus Energie, auch wenn er nicht mehr so oft wie in seinen Amateurzeiten hier abschlägt. Ähnlich wie sein Vorbild Tiger Woods stand er schon mit dem Schläger in der Hand auf der Golf-Range, da konnte er im zarten Babyalter gerade erst laufen. Eine Golfkarriere war wohl vorbestimmt. Wenn die Eltern beide mit Golf zu tun haben, sind das eben gute Vorraussetzungen – obwohl der Funke nicht sofort übersprang.
„In meinen Anfängen konnte mich das Golf spielen allerdings noch nicht wirklich fesseln. Nach etwa 10 Minuten verabschiedete ich mich in einen Grünbunker um Sand zu spielen und die coolsten Murmelbahnen zu bauen und vor allem das E-Car fahren war meistens ein guter Grund meine Eltern auf die Runde zu begleiten.“
Lukas Nemecz
HEIMAT WIRD IMMER HEIMAT SEIN
Heute kommt er nach wie vor gern nach Hause zurück, jede Turnierpause wird dafür genützt. Seine Heimatverbundenheit hat auch mit seiner Familie zu tun. Bruder Tobias ist Jurist, spielt auch gutes Golf und ist ihm eng verbunden, seine Frau Viktoria ist seine Managerin. Früher begleitete sie ihn öfter als Caddie, heute kümmert sie sich neben dem Management um den anstehenden gemeinsamen Hausbau. Dafür hat Lukas wenig Zeit, muss Geld verdienen auf der Tour. Aber er könnte nicht zufriedener sein im Moment: „Jetzt war ich die erste Saison auf der DP World Tour. Hier fügt sich alles zusammen, was ich bisher trainiert habe und worauf ich hingearbeitet habe: Diese Tour – das ist Golf pur. Alles andere auf dem Weg dorthin ist zehrend und „zach“, aber das hier ist die Liga, wo man im Golfsport sein möchte.“
BEI DEN DAMEN WIRD NICHT SO VIEL VERDIENT
Die Leibnitzerin Sarah Schober backt sozusagen etwas kleinere Brötchen. Überhaupt sind die Preisgelder bei den Damen deutlich niedriger. Sie kann von ihrer Leidenschaft Golf aber gut leben, das reicht ihr, sagt sie.
„Ich sehe es als Glück, diesen Job ausüben zu dürfen, und bin mit ganzer Leidenschaft dabei. Es ist für mich ein Geschenk, dass ich das erleben darf: Reisen, andere Länder und Kulturen.“
SARAH SCHOBER, PROFI SEIT 2015
Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, seit 2015 ist sie Profi. Ihre Eltern und ihr Bruder unterstützen sie mit allem was eine gute Organisation betrifft. Hotelzimmer oder bevorzugt auch günstigere AirBnBs gehören gebucht, Mietautos und Flüge, was eben so dazu gehört wenn man durch die Weltgeschichte reist. Nach Hause kommt Sarah Schober aber noch viel lieber. Unter anderem wegen der heimischen Küche: ein Besuch in der Buschenschank, ein steirischer Backhenderl-Salat mit Kürbiskernöl sei ein Traum, schwärmt Schober.
ZUERST TENNIS, DANN GOLF
Wie alles begann? Ein Bekannter ihres Vaters war Golftrainer, lockte sie als Achtjährige zum Golfclub Murstätten. Bis dahin war sie eher auf Tennis eingestellt, immerhin war damals die grosse Zeit vom Leibnitzer Thomas Muster und Tennis war total in. Sie aber kehrte ihrem Lieblingssport den Rücken. 10 Jahre bleibt sie bei ihrem Trainer. Hier in Murstätten feilte sie an ihrem Schwung, trainierte fleissig und entwickelte ihre Spiel-Strategien. Heute ist das 3er Holz ihr Lieblingsschläger. Dem Golfclub Gut Murstätten hat sie viel zu verdanken. Der Glaube an sie, die große Unterstützung, auch finanzieller Natur, des Geschäftsführers Nicky Skene von Anfang an gaben ihr viel Motivation, sagt sie. „Ich fand dass es richtig ist, sie zu unterstützen als Sponsor. Profitum ist ja teuer, gerade bei den Damen ist es Knochenarbeit etwas zu erreichen“, findet Skene.
SCHWEINEZUCHT WIRD GOLFERPARADIES
Man glaubt es heute kaum – Der Golfclub Gut Murstätten war mal eine Schweinezucht. Rund 1,2 Millionen Quadrameter Aulandschaft mit Bächen, Seen und einem einzigartigen Baumbestand prägen heute den Golfclub Gut Murstätten 20 Kilometer südlich von Graz. Der Platz entstand aufgrund der Liebe seiner Gründerin zum Golfsport. Die Mutter des heutigen Geschäftsführers und Teilhabers Nikolaus Skene, Baronin Marie-Helene Bachofen-Echt, war in den späten 80er-Jahren leidenschaftliche Golfanhängerin. Sie schrieb Golfbücher und bereiste gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten über 100 Golfplätze der Alpen. Da fiel ihr auf, dass die meisten im Privatbesitz und ehemalige Landwirtschaften waren. Sie überredete ihren Bruder John, der Banker in New York war, aus dem familiären Agrarunternehmen ein Golferparadies zu machen.
Zwei Jahre dauerte der Umbau, und die ersten Jahre liefen nicht sehr gut. Dennoch, sie setzte alles auf eine Karte: Statt sich auf neun Löcher zu beschränken, wie ihr geraten worden war, setzte sie von Anfang an auf einen 36-Loch-Parcours.
2003 stieß Sohn Nikolaus dann zum Team und brachte den Club endgültig auf Vordermann. „Über die Jahre haben wir es geschafft, zu den besten Plätzen Österreichs zu zählen. Unsere Anlage steht für Qualität und Genuss und wir probieren kein hochgestochener Club zu sein, sondern ein freundlicher“, so der gut vernetzte Manager, nebenbei Sportwart des steirisches Golfverbandes. Er wohnte in den Anfangszeiten sogar im Gästehaus neben dem Club, war rund um die Uhr im Einsatz. „Irgendwann war das dann aber zu viel mit der Dauerverfügbarkeit“. Selber kommt er kaum noch zum Golfen. Schade eigentlich.
Weitere empfehlenswerte Plätze in der Nähe:
GC Schloss Frauenthal
Ein Walk in the Park ist hier angesagt, sogar ein echter Schlosspark. Denn die 18-Loch-Anlage des Golfclub Schloss Frauenthal ist unverkennbar: Der ausgezeichnet gepflegte, weitläufige Golfplatz wird geprägt von uralten Eichen, exotischen Tulpenbäumen sowie malerischen Teichen und umringt das märchenhafte Renaissanceschloss Frauenthal. Abseits des Tourismusstroms und eingebettet in eine malerische Landschaft aus Mischwäldern, Weingütern und Kürbisfeldern, ermöglicht der graziöse Golfplatz Golfen ohne Hektik und Dränglerei auf Abschlägen und Fairways.
GC Traminergolf Klöch
Im Südosten gelegene 27 Loch-Anlage, lieblich gelegen zwischen Seen, Felder und Wälder in einer schönen Hügellandschaft. Klimatisch begünstigt dauert hier die Saison von März bis November. Die Spielbahnen 1 bis 9 sind größtenteils flach und mit breiten Fairways, die Bahnen 10 bis 18 sind leicht hügelig und anspruchsvoller. Für das kurze Spiel oder Golf-Einsteiger gibt es einen Par 60-Kurs mit 9 Löchern, welche flach mit einigen Wasserhindernissen angelegt sind.