DER WINZER-REBELL
EIN GESPRÄCH MIT EINEM, DER AUS DEM RAHMEN FÄLLT – EWALD ZWEYTICK
Die Selbstdarstellung des steierischen Weinguts Zweytick auf der Homepage ist durch und durch sympathisch:
„Wir trinken, soviel wir können, den Rest verkaufen wir. Sagen die Iren über ihren Whiskey.“
ewald zweytick
Der Winzer selbst sieht das ähnlich. Auf 11 Hektar macht Ewald Zweytick Wein, der ihm schmeckt. Und den Rest verkauft er. So einfach kann es manchmal sein!
KOMPROMISSE SIND NICHT SEIN DING
Man sagt dem Ausnahmekönner nach, kompromisslos zu sein. „Wenn Euch das erschreckt: Kompromisslos bedeutet doch bloß, die Dinge bis an ihre Wurzeln zu ergründen“, sagt er. Dazu muss man sich manchmal dort hin begeben, wo die Luft dünner und das Risiko größer wird. Dafür werden auch die Ergebnisse besser. Seine Weingärten erstrecken sich in vier Lagen in einer Höhe von 250 bis 400 Metern. Der Fokus liegt auf Sauvignon Blanc, Ewald Zweyticks Herzenssorte, die für ihn bezüglich Nase, Würze und Länge am Gaumen unschlagbar ist. Als weitere Rebsorten stehen in den Weingärten: Gelber Muskateller, Weissburgunder, Grauburgunder, Chardonnay und Welschriesling. Eines ist allen Weinen gemeinsam, sie werden optimal reif und gesund per Hand gelesen und dann zu verschiedenen Weinlinien vinifiziert.
Schon immer wurde in der Familie Zweytick Wein angebaut, früher als kleiner Teil des landwirtschaftlichen Betriebs der Eltern, den der ältere Bruder Hannes von ihnen übernahm. Ewald Zweytick war damals beruflich in Graz engagiert und half im Familienbetrieb, wenn Not am Mann war. Ganz so, wie es Tradition in der Region ist.
DER QUEREINSTEIGER
In den 1990er Jahren bot sich ihm die Gelegenheit, ein Nachbargrundstück des Betriebs zu erwerben, und er griff zu. Er pflanzte die ersten eigenen Reben und begann neben seiner Tätigkeit in Graz mit den ersten Weinen zu experimentieren. Seinen Bruder Hannes zog es weg vom Weingut als Nationalratsabgeordneter in die Politik nach Wien, da blieb keine Zeit mehr für Weinmachen. In dieser Zeit hat dann Ewald die Landwirtschaft zuhause ganz auf Weinbau umgestellt und diesen in Folge kontinuierlich ausgebaut. Seine ersten Sauvignon Blanc Rebe hat Zweytick in den 1990er Jahren gepflanzt, richtig durchgestartet ist er im Jahr 2001, als die berühmte Münchner Sommeliere Paula Bosch auf seine Weine aufmerksam wurde. Zugegeben – Ein Geheimtipp ist er heute nicht mehr, also zumindest nicht in seiner Heimat. Dort ist Österreichs wohl berühmtester Quereinsteiger-Winzer der Weinelite wohl bekannt.
Sein Credo: Kompromisslosigkeit — und diese praktiziert er mit Hingabe auf allen Ebenen. Von Trends lässt er sich nicht lenken, vielmehr legt er besonders viel Wert darauf, dass auch nur tatsächlich das in die Flasche kommt, was ihm auch selber schmeckt. Diese Rock ‚n‘ Roll Attitüde kommt nicht von ungefähr.
Als Fan von Guns ‚n‘ Roses benennt er nicht nur teils sogar seine Weine nach deren Hits wie etwa „November Rain“ oder „Don‘t Cry“, sondern transportiert das damit verbundene Lebensgefühl durch seine kreativen, eigenständigen Weine. Ausdrucksstark und exzentrisch, doch mit unendlich viel Gefühl und Leidenschaft. Authentizität die man schmeckt. Reife Aromatik, reife Säure – das ist Zweyticks Ding. Diese Einstellung zum Wein begeistert viele.
Gerade bei seinem Lieblingswein „Heaven´s Door“ ist Ewald Zweyticks Arbeit so geradlinig wie seine Persönlichkeit: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass mein Herz generell für Sauvignon Blanc schlägt. Auch wenn diese Weine in der Regel jung getrunken werden, ist es mein Ziel, lange zu produzieren – eben gelebte, vollmundige Weine.“ Langlebig sind all seine Weine, er selbst trinkt seine Weine meist erst im Alter von vier bis sieben Jahren. Nur ausverkauft sind seine Weine leider schnell – da kann man sich keine Zeit lassen.
EIN BESUCH IM WEINGUT LOHNT SICH ABER IMMER
Das Weingut Ewald Zweytick liegt umgeben von Weingärten in Ratsch an der Weinstrasse, nahe der Grenze zu Slowenien. Die Landeshauptstadt der Steiermark, Graz, ist in rund 50 Autominuten zu erreichen. Die Schwester führt einen Buschenschank im gleichen Ort. Ein Besuch ist nach Voranmeldung möglich, weitere Infos hier.